August 21, 2018

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  • Am Mitt­woch lesen Sie den Sach­ver­halt und die ent­schei­den­de Fra­ge, die ent­schie­den wer­den muss.
  • Am Frei­tag ver­öf­fent­li­chen wir um Punkt 09:00 Uhr die Lösung des Falles.

Was wol­len wir, Tina Dangl und Ernst Pat­ka, mit dem Mitt­wochs-Fall errei­chen?

  • Wir wol­len Fäl­le bzw Fra­gen aus der Pra­xis für Sie so auf­be­rei­ten, dass Sie in unter­halt­sa­mer und spie­le­ri­scher Form ‒ wie bei der TV-Rich­te­rin Salesch bzw beim TV-Rich­ter Hold ‒ mehr Sicher­heit beim Lösen von Pra­xis­fäl­len
  • Wir schu­len in Unter­neh­men Busi­ness-Part­ner (ua in den Grund­la­gen des Arbeits­rechts) nach der U.N.I.-Methode (Unter­halt­sam, Nach­hal­tig, Infor­ma­tiv) und wis­sen, wie wich­tig eine pra­xis­ge­rech­te Aus- und Wei­ter­bil­dung ist, um teu­re Fehl­ent­schei­dun­gen bzw teu­res Fehl­ver­hal­ten zu ver­mei­den.
  • Der Mitt­wochs-Fall unter­stützt Sie bei der Aus- und Fort­bil­dung noch wenig erfah­re­ne Busi­ness-Part­ner bzw Gehalts­ver­rech­ner durch unter­halt­sa­me und spie­le­ri­sche Fall­bei­spie­le.

Der aktu­el­le Mitt­wochs-Fall behan­delt das Zusam­men­spiel zwi­schen Betriebs­rat und Dienst­ge­ber (Ver­stän­di­gungs­ver­fah­ren), wenn ein Dienst­neh­mer gekün­digt wer­den soll

Bevor wir uns dem heu­ti­gen Fall zuwen­den, eine kur­ze Über­sicht über die Rechts­la­ge:

  • 1
    Der zustän­di­ge Betriebs­rat (zB soll ein Ange­stell­ter gekün­digt wer­den ⇒ Ange­stell­ten-Betriebs­rat etc) ist vom Dienst­ge­ber zu infor­mie­ren, wenn die­ser beab­sich­tigt, einen Dienst­neh­mer zu kün­di­gen.
  • 2
    Dabei ist auch zu beach­ten, dass der Betriebs­rat nach außen durch den Betriebs­rats­vor­sit­zen­den ver­tre­ten wird. Daher ist pri­mär die­ser zu infor­mie­ren. Sofern er abwe­send ist, ver­tritt ihn sein Stell­ver­tre­ter, der dann anstel­le des Vor­sit­zen­den über die Kün­di­gungs­ab­sicht zu infor­mie­ren ist.
  • 3
    Kei­ne Form­vor­schrift: Für die Infor­ma­ti­on an den Betriebs­rat ist im Gesetz kei­ne beson­de­re Form

Unse­re Emp­feh­lung: Aus Beweis­grün­den (Wann beginnt die „Wochen-Frist“) infor­mie­ren Sie den Betriebs­rat schrift­lich (Namens­nen­nung des zu kün­di­gen­den Dienstnehmers).

  • 4
    Im Anschluss an die Infor­ma­ti­on hat der Betriebs­rat eine Woche Zeit, um zur beab­sich­tig­ten Kün­di­gung Stel­lung zu nehmen.
  • 5
    Spricht der Dienst­ge­ber vor Ablauf der 5 Arbeits­ta­ge bzw vor dem Ein­lan­gen der Betriebs­rats-Stel­lung­nah­me die Kün­di­gung aus, so ist die­se rechtsunwirksam.
  • 6
    Der Betriebs­rat hat 3 Mög­lich­kei­ten auf die Kün­di­gungs­ver­stän­di­gung zu reagie­ren:
  • Er wider­spricht der Kündigung.
  • Er gibt kei­ne Stellungnahme
  • Er stimmt der Kün­di­gung aus­drück­lich zu ⇒ Dienst­neh­mer kann Kün­di­gung wegen Sozi­al­wid­rig­keit nicht anfechten!

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Nach den recht­li­chen Grund­la­gen — zum kon­kre­ten Mittwochs-Fall:

Der Dienst­ge­ber beab­sich­tigt ihn zu kün­di­gen, nachdem

  • nie­mand aus der Abtei­lung mit Kurt Nör­gel zusam­men­ar­bei­ten möch­te und
  • es stän­dig Kon­flik­te gibt zwi­schen ihm, sei­nen Kol­le­gen und sei­ner Vor­ge­setz­ten, der er stän­dig ver­mit­telt, dass er der bes­se­re Abtei­lungs­lei­ter wäre.

Mon­tag, der 10. Sep­tem­ber 2018

An die­sem Tag ver­stän­digt Ros­wi­tha Zacha­ri­as, die Per­so­nal­lei­te­rin des Unter­neh­mens schrift­lich Robert Hudri­wu, den Betriebs­rats­vor­sit­zen­den von der beab­sich­tig­ten Kün­di­gung des Kurt Nörgel.

Wich­ti­ger Hinweis:

Da der genaue Kün­di­gungs­zeit­punkt noch nicht fest­stand, wur­de Robert Hudri­wu, der Betriebs­rats­vor­sit­zen­den zwar über die Tat­sa­che dass Kurt Nör­gel gekün­digt wer­den soll, aber noch nicht über den kon­kre­ten Kün­di­gungs­ter­min, infor­miert.

Mon­tag, der 10. Sep­tem­ber 2018

Da der Groß­teil der Beleg­schaft nicht unglück­lich über die Tren­nung von Kurt Nör­gel ist und damit die­ser auf gar kei­nen Fall die Dienst­ge­ber­kün­di­gung auf­grund Sozi­al­wid­rig­keit (Alter!) anfech­ten kann, stimmt an die­sem Tag der Betriebs­rat der Kün­di­gung von Kurt Nör­gel aus­drück­lich zu, A B E R …

Robert Hudri­wu, der Betriebs­rats­vor­sit­zen­de, ver­gaß in sei­ner Gschus­se­lig­keit, Ros­wi­tha Zacha­ri­as, die Per­so­nal­lei­te­rin über die­sen Betriebs­rats­be­schluss zu informieren.

Diens­tag, der 11. Sep­tem­ber 2018

An die­sem Tag ver­stän­digt Ros­wi­tha Zacha­ri­as, die Per­so­nal­lei­te­rin des Unter­neh­mens schrift­lich Robert Hudri­wu, den Betriebs­rats­vor­sit­zen­den von der beab­sich­tig­ten Kün­di­gung des Kurt Nörgel.

  • der Kün­di­gungs­aus­spruch am Mon­tag, den 24. September 2018 erfolgen,
  • Dienst­ver­trags-Ende soll der Dezem­ber 2018 sein

Don­ners­tag, 20. Sep­tem­ber 2018

Robert Hudri­wu, der Betriebs­rats­vor­sit­zen­de, teilt ‒ inner­halb einer Woche ab Kennt­nis des kon­kre­ten Kün­di­gungs­ter­mi­nes ‒ eben­falls per Mail Ros­wi­tha Zacha­ri­as, der Per­so­nal­lei­te­rin ‒ erst­mals ‒ mit, dass der Betriebs­rat der Kün­di­gung von Kurt Nör­gel aus­drück­lich zustimmt.

Mon­tag, 24. Sep­tem­ber 2018

Ros­wi­tha Zacha­ri­as, der Per­so­nal­lei­te­rin, über­gibt Kurt Nör­gel per­sön­lich die schrift­li­che Kün­di­gung per 31. Dezem­ber 2018.

Don­ners­tag, 27. Sep­tem­ber 2018

Der Fall lan­det auf Ihrem Schreib­tisch – Bit­te Ihre Ent­schei­dung, ob die Kün­di­gung von Kurt Nör­gel wegen Sozi­al­wid­rig­keit ange­foch­ten wer­den kann oder nicht

Lösung

JaKurt Nör­gel kann die Kün­di­gung wegen Sozi­al­wid­rig­keit anfech­ten, trotz­dem nur 2 Tage zwi­schen Info an Betriebs­rat hin­sicht­lich kon­kre­ten Kün­di­gungs­ter­min und Stel­lung­nah­me des Betriebs­ra­tes liegt.

Begrün­dung

(sie­he hier­zu: OGH 28. 6. 2018, 9 ObA 30/18d):

  1. 1
    Der Betriebs­in­ha­ber hat nach dem Arbeits­ver­fas­sungs­ge­setz vor jeder Kün­di­gung den Betriebs­rat zu ver­stän­di­gen, der inner­halb einer Woche dazu Stel­lung neh­men kann.
  2. 2
    Stimmt der Betriebs­rat der Kün­di­gung aus­drück­lich zu, kann der Dienst­neh­mer die Kün­di­gung nicht mehr wegen Sozi­al­wid­rig­keit anfech­ten.
  3. 3
    Der Obers­te Gerichts­hof hielt fest, dass die Ver­stän­di­gung des Betriebs­rats nur eine Absichts­er­klä­rung des Dienst­ge­bers ist und zwar über eine kon­kret beab­sich­tig­te Kün­di­gung. Ein bestimm­ter Kün­di­gungs­ter­min muss dar­in aber noch nicht genannt sein.
  4. 4
    Daher wur­de der Betriebs­rat kor­rekt und rechts­gül­tig am Mon­tag, den 10. Sep­tem­ber 2018 verständigt.
  5. 5
    Die dadurch aus­ge­lös­te ein­wö­chi­ge Frist für die Stel­lung­nah­me des Betriebs­rats ist eine nicht ver­län­ger­ba­re Höchst­frist.
  6. 6
    Bei ein- und dem­sel­ben Kün­di­gungs­fall wird durch eine wei­te­re Ver­stän­di­gung des Betriebs­ra­tes (zB über den kon­kre­ten Kün­di­gungs­ter­min) kei­ne wei­te­re Frist aus­ge­löst, weil sonst selbst eine kom­mu­ni­zier­te Stel­lung­nah­me des Betriebs­ra­tes nach­träg­lich revi­diert wer­den könnte.
  7. 7
    Das bedeu­tet, dass die Bekannt­ga­be des kon­kre­ten Kün­di­gungs­ter­mi­nes an den Betriebs­rat am Diens­tag, den 18. Sep­tem­ber 2018 kei­ne neue ein­wö­chi­ge Stel­lung­nah­me­frist auslöst.
  8. 8
    Da daher die Wochen­frist bereits mit der ers­ten Ver­stän­di­gung am 10. Sep­tem­ber 2018 aus­ge­löst wur­de, inner­halb die­ser Frist aber kei­ne Stel­lung­nah­me des Betriebs­rats an den Betriebs­in­ha­ber erfolgt war, kann Kurt Nör­gel die Kün­di­gung wegen Sozi­al­wid­rig­keit anfechten.

Der Fall in einem Satz:

Eine Kün­di­gung  es gibt nur eine Wochenfrist

Ergän­zung (= Sehr gute Emp­feh­lung des Herrn Chris­toph Man­dl [RB Inter­na­tio­nal]) in sei­nem Kom­men­tar zum MWF: „Um die Sache zu „sanie­ren“ wür­de ich Herrn Nörg­ler noch­mals kün­di­gen und der Betriebs­rat kann die­ser erneu­ten Kün­di­gung aus­drück­lich und schrift­lich recht­zei­tig zustim­men und der Per­so­nal­lei­tung mit­tei­len. Dadurch ver­liert die Fir­ma maxi­mal die Zeit bis zum nächst­mög­li­chen Kün­di­gungs­ter­min, egal wie das ers­te Kün­di­gungs­an­fech­tungs­ver­fah­ren ausgeht.“

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